Prüft, woraus das Produkt besteht. Dieser erste Punkt ist tatsächlich der relevanteste: die Rohstoffgewinnung und die Vorproduktion machen bei Möbeln mit bis zu 89% den größten Anteil an Umwelteinwirkungen aus** (Quelle 1). Wurde Holz verwendet, sollte es möglichst heimisches Holz sein und aus nachhaltiger Forstwirtschaft stammen. Vermeidet Tropenhölzer und Beschichtungen, die Formaldehyd oder andere flüchtige organische Verbindungen enthalten können, die gesundheitsschädlich sind. Mit biobasierten Kunststoffen (hergestellt ohne Erdöl), ökologisch hergestellten Stoffen aus Naturfasern (z.B. bei Bezügen), Wolle etc. aus ökologischer Landwirtschaft (die auch das Tierwohl mitdenkt) und prinzipiell zertifizierten Produkten seid Ihr auf einem guten Weg. Apropos Zertifizierung: das Umweltzeichen Blauer Engel und auch das „Goldene M2“ der Deutschen Gütergemeinschaft Möbel e. V. helfen, nachhaltig produzierte Produkte zu erkennen** (Quelle 2).
2. Gestaltung
Gutes Design ist aus unserer Sicht nicht nur „schön“ – darüber lässt sich ja auch so wunderbar streiten! Wir finden, gute Gestaltung sollte außerdem beständig sein, flexibel, leicht, anpassungsfähig, modular, effizient, wiederverwendbar, sinnhaft, sozial und ökologisch verträglich, langlebig, pflegeleicht, reparaturfreudig, zeitlos, entsorgungsgerecht und logistikfreundlich. Ganz schön viele Punkte! Und auch ganz schön individuell… Fakt ist: an einem gut gestalteten Produkt habt Ihr immer wieder Freude, es passt sich Euch und Eurer Lebenssituation an und begleitet Euch lange – im besten Fall ein Leben lang.
3. Herstellung
Die Herstellung ist neben den Materialien der wichtigste Punkt zur Betrachtung der Nachhaltigkeit eines Produktes, denn hier entscheidet sich, wie die Einzelteile zusammengefügt werden, wie dauerhaft und mit welchem Aufwand das geschieht. Vermeidet Verklebungen, die Schadstoffe enthalten können und sich nicht wieder lösen lassen. Besser sind reversible gefügte, geschraubte oder gesteckte Verbindungen. Beschichtungen mit natürlichen Ölen oder Wachsen sind unbedenklicher als synthetische Farben oder Lacke (Schadstoff-Gefahr!). Auch hier helfen Zertifizierungen bei der Orientierung. Nicht zuletzt ist die Verpackung eines Produktes ein Faktor, der Energie und Material verbraucht und gegebenenfalls Müll erzeugt.
4. Transport
Die Transportwege spielen in der Gesamtbilanz tatsächlich eine untergeordnete Rolle ** (Quelle 1) – trotzdem könnt Ihr natürlich ein Auge darauf haben, ob Euer neues Lieblingsteil mit dem Containerschiff aus Asien gekommen ist oder in Europa – oder, noch besser – sogar in Deutschland hergestellt wurde und ganz fix bei Euch ist.
5. Nutzung
Je länger Ihr ein Produkt benutzt, desto mehr relativiert sich der energetische Aufwand, der für die Herstellung erforderlich war. Deswegen ist es der Idealfall, wenn z. B. ein Möbel immer wieder weitergegeben wird und weiter verwendet werden kann. Bei neuen Anschaffungen bestimmen meist das Material und die Gestaltung die „Lebenserwartung“ des Gegenstandes: ist er haltbar und praktisch, macht die Benutzung Freude, schaue ich ihn gerne an, erleichtert er meinen Alltag? Ist er leicht zu pflegen und im Ernstfall auch zu reparieren? Kommt dann noch ein zeitloses Design dazu, was Euer Herz hüpfen lässt, wird es der Stuhl oder die Wolldecke auf jedem Fall auch beim nächsten Umzug mit ins neue Heim schaffen. Die nervig tropfende Kaffeekanne dagegen wird, bei aller Schönheit, doch eher auf dem Flohmarkt angeboten. Oder?
6. Wiederverwendung
Und damit sind wir schon bei Punkt 6 – der Wiederverwendung. Produkte im Kreislauf zu halten ist das erklärte Ziel, aber dafür müssen sie auch gemacht sein. Wenn das Material stabil bleibt, wenn Pflege und Reparatur möglich sind und der Gegenstand vielleicht sogar durch sein Alter an Ausstrahlung gewinnt, stehen die Chancen gut, ihn über mehrere Generationen in Gebrauch zu halten. Und selbst, wenn er über eine Kleinanzeige ein neues Zuhause findet – er bleibt in Nutzung und rechtfertigt die Arbeit und die Ressourcen, die in seine Entstehung geflossen ist. Und wenn das irgendwann nicht mehr funktioniert?
7. Entsorgung
Wenn ein Produkt beim besten Willen seinen Zweck nicht mehr erfüllen kann, muss es entsorgt werden. Im besten Fall ist es in seine einzelnen Materialien und Komponenten zerlegbar, so dass diese recycelt und als Rohstoffe wiederverwendet werden können. Sind die Einzelteile trennbar und unbehandelt, stehen die Chancen für ein zweites Leben gut. Manche Hersteller bieten direkt beim Kauf die Option der späteren Rücknahme und kümmern sich um eine fachgerechte Entsorgung – fragt im Zweifel nach, unter welchen Bedingungen das möglich ist.
FAZIT
Das bestehende Überangebot von schönen neuen Möbeln und Accessoires macht es leicht, einfach auf „Jetzt bestellen“ zu klicken oder im Möbelmarkt zuzuschlagen und ein Produkt anhand von Farbe, Größe, Stil und Preis auszuwählen. Mit Blick auf unsere sieben Kriterien könnt Ihr dabei noch einmal prüfen, inwieweit das geplante neue Sofa dem Nachhaltigkeitsgedanken entspricht. Natürlich wird es nicht immer möglich sein, ALLE Kriterien zu erfüllen! Wir versuchen, bei unseren Produktempfehlungen zumindest die nachgewiesen wichtigsten im Blick zu behalten: das Material, die Nutzung bzw. die Reparaturfreundlichkeit und die Entsorgung. Bedenkt, dass Material und Verarbeitung auch für unser Wohlbefinden essenziell sind. Wie bei Nahrungsmitteln sollten wir uns intensiv mit den Dingen befassen, die täglich unmittelbaren Einfluss auf unseren Körper haben, also Schadstoffe vermeiden und nach natürlichen Alternativen suchen. Vielleicht geht uns der ökologische Gedanke beim Einrichtungs-Kauf ebenso in Fleisch und Blut über wie beim Schlendern durch den Supermarkt?