Materialbuffet in Leipzig

Am Lindenauer Hafen bewegt sich was! Nein, wir reden nicht vom neuen, cleanen Wohnquartier direkt am Wasser. Wir interessieren uns eher für den Teil der Hafenstraße, an dem der frische Asphalt plötzlich endet und sich der ungeschönte Blick auf den unsanierten und ursprünglichen Teil des Areals öffnet.

Die „heiligen Halle“ des Materialbuffets

Im Schatten der alten Speichergebäude, in einer geräumigen Lagerhalle, haben sich einige Pioniere dem Ressourcenerhalt und dem kreislaufgerechten Wirtschaften verschrieben. Sie geben im Materialbuffet all jenen Gegenständen ein zweites Zuhause, die beim Rückbau sichergestellt oder in konventionellen Baumärkten gekauft wurden, dann aber doch zu viel waren oder einfach nicht ge- oder verbraucht wurden.

makena stories, Materialbuffet Leipzig, Halle
Blick aus der 2. Etage auf den Secondhand-Baumarkt: Materialbuffet Leipzig

Auf zwei Etagen lagert, was gespendet und vom Team aufwendig aufbereitet wurde: gebrauchte Werkzeuge, ungeöffnete Farbeimer, Platten in verschiedensten Größen, Eimer voller Schrauben, Schütten mit verwaisten Türklinken, Scharnieren und Rohren. Überall gibt es Schätze zu entdecken. Neben klassischen Eisenwaren und Baustoffen finden sich – gut sortiert – auch fertig montierte Einzelstücke: Tresen und Kleinmöbel aus Holz, Leuchten und ganze Ladeneinrichtungen. Hier wird nichts nachbestellt oder in planbarer Stückzahl vorgehalten, im Materialbuffet wird gerettet, was Anderen zum Glück zu schade für die Entsorgung war.

makena stories, Materialbuffet Leipzig, Farbeimer
Sammlung verschiedener Farbeimer im Materialbuffet Leipzig

Wer jetzt eilig in den Schuppen hastet, weil sich dort ungebrauchtes Baumaterial bis unter die Decke stapelt, der sollte lieber Zettel und Stift mitnehmen.

Materialabgaben mit Einsatz und CO₂-Nachweis

Vor jeder Materialabgabe erbittet sich das Team nämlich eine möglichst genaue Beschreibung der Materialien. Bei komplexeren Möbeln oder Messeständen wird bei der Demontage gern mit angepackt, damit alle Teile mit so wenig Blessuren wie möglich in den Kreislauf zurückgeführt werden können. Der Erfolg einer Materialspende ist nicht nur über den wiedergewonnenen Platz im heimischen Schuppen messbar, sondern auch über einen CO2-Nachweis, der dem Spender überreicht wird.

makena stories, Materialbuffet Leipzig, Spiegelkisten in Rot
Rote Spiegelkisten im Eingangsbereich des Materialbuffets Leipzig

Der Einsatz des gemeinnützigen Materialbuffet e. V.s endet hier aber noch lange nicht. Regelmäßig finden Upcycling-Workshops für Groß und Klein statt. Unter Anleitung werden gerettete Materialien neu zusammengefügt, es wird geschraubt und geklebt bis der neue-alte Schwedenstuhl, die Seifenkiste oder die Murmelbahn zum Leben erweckt werden.

Das Ziel: Mehr Raum für Wiederverwendung

Über seine Pläne für die Zukunft sprachen wir mit Timon Fabel, einem der Geschäftsführer der Gesellschaft für Materialkreisläufe mbH, die hinter dem Materialbuffet steckt. Denn das Buffet ist so, wie es jetzt funktioniert, nur der Anfang.

makena stories, Materialbuffet Leipzig, Interview mit Timon Fabel
Interview mit Timon Fabel vom Materialbuffet Leipzig

„Gerade haben wir eine Lagerhalle und ein leerstehendes Werkstattgebäude gleich nebenan angemietet“ erzählt er uns und wir laufen durchs kniehohe Gras über das Gelände. In der beeindruckenden, offenen Halle stapeln sich schon erste Paletten. „Wir wollen die zirkuläre Baupraxis in Sachsen etablieren, und mit den geretteten Materialien nicht nur Privatpersonen, sondern vor allem Unternehmen ansprechen. Um als kompetente Partner bei der Bauteilvermittlung agieren zu können, brauchen wir Platz und natürlich eine Menge Logistik. Mit der angemieteten Halle gehen wir den nächsten Schritt in diese Richtung.“ Die noch leerstehende Werkstatt soll als Real-Labor fungieren und mit einem ausgesuchten Maschinenpark und jeder Menge Erfindergeist als Experimentierwerkstatt dienen.

makena stories, Materialbuffet Leipzig, Interview mit Timon Fabel
Interview mit Timon Fabel in der bis jetzt noch leerstehenden Werkstatt

Circular Greenhouse

Das große Ziel ist aber ein eigener Neubau – natürlich aus wiederverwendeten Bauteilen. „Unsere materialisierte Vision ist das ‚Circular Greenhouse‘ – ein doppelgeschossiges Gebäude mit einem alles überspannenden Gewächshaus und modularen Raum-in-Raum-Lösungen. Das Bauwerk soll mehr Energie erzeugen, als es verbraucht, reparierbar und rückbaubar sein. Getreu dem Motto ‚form follows availability‘ wird es entsprechend der zur Verfügung stehenden Ressourcen gestaltet. Das Grundstück dafür gibt es schon – die Planungen laufen auf Hochtouren.“ 

Vision Kreislaufwirtschaft

Noch sind die Ideen von Timon und seinem Team Pilotprojekte, auch wenn es national und international schon ähnliche Initiativen gibt. Aus der Versuchsanordnung eine wirtschaftlich tragbare, lokal vernetzte zirkuläre Wertschöpfungskette zu machen, die aus unseren Planungs- und Bauprozessen nicht mehr wegzudenken ist – das ist das erklärte Ziel.

makena stories, Materialbuffet Leipzig, Interview mit Timon Fabel
Interview mit Timon Fabel vom Materialbuffet Leipzig

Wir werden die nächsten Schritte gespannt verfolgen und empfehlen Euch in jedem Fall, bei anstehenden (Bau-)Projekten zu Hause einen Besuch in der Leipziger Hafenstraße 23. Getreu dem Motto des Vereins „don‘t waste it – taste it!“

Kontakt

Materialbuffet
Hafenstraße 23
04179 Leipzig

Öffnungszeiten
Mittwoch: 14:00 – 20:00
Freitag:    14:00 – 20:00
Samstag: 10:00 – 17:00 

​​Web: https://www.materialbuffet.de
Insta: www.instgram.com/materialbuffet_2ndhandbaumarkt